Wer sich für Crowdfunding interessiert, kommt dieser Tage nicht umhin, sich mit den Krautreportern zu beschäftigen.
Schon auf der re:publica14 wurden auf dem Panel „Lohnt sich Onlinejournalismus überhaupt noch? Das Problem der Monetarisierung“ die Themen „De Correspondent“ und ein 60 Euro „Jahresbeitrag“ für ein nachhaltiges, gut recherchiertes Onlinemagazin diskutiert. Zum Abschluss stellte Moderator Philip Banse die Frage ans Publikum (ab Minute 44:00), wer bereit wäre 60 Euro im Jahr für solch ein journalistisches Projekt zu bezahlen. Die Resonanz war verhalten.
Am 13.05. war es dann so weit und die Krautreporter schoben den Vorhang zur Seite und präsentierten sich der Öffentlichkeit.
Der Link zur Crowdfunding Kampagne: https://krautreporter.de/das-magazin
https://www.facebook.com/Krautreporter
https://twitter.com/Krautreporter
„Ihr seid die Crowd, wir sind die Reporter. Zusammen sind wir Krautreporter.“ So der Slogan des Projektes. Zwei Seiten, die sich zusammenschließen, um folgendes zu kreieren: „Krautreporter ist ein tägliches Magazin für die Geschichten hinter den Nachrichten. Werbefrei, gemacht für das Internet, gegründet von seinen Lesern.“ Mit dem Einsatz von 60 Euro wird man Mitglied der Community. Während die Plattform und die Artikel für jeden User zugänglich ist, werden exklusive Inhalte, Kommentarmöglichkeiten, Newsletter, Workshops, Lesungen, Diskussionen und spezielle Features nur den Community-Mitgliedern vorbehalten sein.
Auf der Webseite sind 25 (28) Journalisten aufgelistet, die für das Projekt arbeiten werden. Die Themenschwerpunkte sind bunt gemischt.
Nach dem Start der Crowdfunding Kampagne ließ die Kritik nicht lange auf sich warten. Sehr schnell wurden die Impulse aufgegriffen und Verbesserungen angestrebt: die Webseite wurde weiterentwickelt, Herausgeber und Redakteure beantworteten Fragen und das Blog zur Kampagne schaffte Transparenz.
In dem Blog findet sich auch der Beitrag „Es gibt Zehn fantastische Gründe, Krautreporter zu unterstützen„. In diesen zehn Punkten geht es um eine Vision von Onlinejournalismus, die die Krautreporter gebündelt und im Team leben wollen: es geht um qualitativ hochwertigen Content und ein werbefreies und unabhängiges Angebot.
Die folgenden Links geben einen Überblick über die breite Diskussion und Kritik.
DIe für mich wichtigsten Fragen oder Diskussionen aus den Artikeln habe ich in eigenen Worten jeweils kursiv darunter geschrieben. Die Stichpunkte werden in den Learnings am Ende dieses Blogbeitrags zusammengefasst.
- Datenjournalist.de (Lorenz Matzat): „Fünf Gründe, warum ich von dem Krautreporter-Konzept enttäuscht bin„, 13.05.2014
Fünf Gründe, die sich auf wichtige Bereiche eines Projektes beziehen: Präsentation, Team & Themen, Webtechnologie, Bezahlverfahren, Informationspolitik.
- steve-r.de (Steve Rueck): „Krautreporter – Interessantes Projekt mit Optimierungsbedarf„, 13.05.2014
Der Beginn des Projektes mit technischen Problemen und der Frage nach den Inhalten.
- stefan-niggemeier.de: „Was „Krautreporter“ mit „True Detective“ zu tun hat“,13.05.2014
Ein wichtiger Punkt zu dem Projekt von einem Krautreporter: Über den Zwang im Onlinejournalismus viele Klicks zu produzieren und wie sich „Krautreporter“ davon unterscheiden wird.
- kaithrun.de: „Krautreporter: Mehr Mut zur Lücke“, 14.05.2013
„Einfach mal machen“ – das sagt alles.
- wirres.net (Felix Schwenzel): „kaum krautreporterinnen„, 14.05.2014
Keine Frauen in der Redaktion bedeutet keine Frauen auf der Unterstützerseite?
- netzwertig.com (Martin Weigert): „Krautreporter: Über die Kraft einer positiven Sogwirkung und wie verfrühte Kritik sie verhindert„, 14.05.2014
Kritik hat ihre Berechtigung. Genauso wichtig sind die Unterstützung und der Jubel über ein neues Projekt.
- lousypennies.de (Stephan Goldmann): „Mein kritischer Beitrag zu den Krautreportern“, 15.05.2014
Der Punkt mit dem „Gelingen“.
- dasnuf.de: „Erbsenzählen„, 16.05.2014
Der Frauenanteil und Prioritäten…
- lousypennies.de (Karsten Lohmeyer): „Alexander von Streit über Krautreporter: ‚Die Zeit war reif‘“, 16.05.2014
Interview zu wichtigen Punkten der Krautreporter und dem Thema „Freiheit des Onlinejournalismus“.
- hansoberberger.de: „Krautreporter – Abo aus Mitleid„, 19.05.2014
Nichts neues, außer das Abo-finanzierte Geschäftsmodell?
- mywebwork.de (Daniel Fiene): „fiene & die nummer 38„, 19.05.2014
Die Ansprache des normalen Bürgers.
- dirkvongehlen.de: „Wer will das?„, 20.05.2014
Die Frage schlechthin: „Wer will das?“
- carta.info (Wolfgang Michal): „Nie wieder zweite Liga! Anmerkungen zum Projekt Krautreporter„, 21.05.2014
Die Herausforderungen des Teams.
- dirkvongehlen.de: „Mein Geld, meine Hoffnung für Krautreporter“, 30.05.2014
Aufruf an die Krautreporter das Potenzial in der Crowdfunding Phase zu nutzen und Interaktion zu leben.
- pantelouris.de (Michalis Pantelouris): „Filter-Bubble von innen: Ich sag jetzt auch was zu Krautreporter„, 30.05.2014
Ein erstes positives Resümee.
- indiskretionehrensache.de (Thomas Knüwer): „Krautreporter! Verdammte Hacke, begeistert Euch!„, 30.05.2014
Ohne Emotionen und ohne Kommunikation ist’s eher so…
- MedienMagazin (Krautreporter“ – für anderen Journalismus im Netz (Audio), 1.6.2014 ): „
Kritische Fragen zum Konzept, der Frauenquote und Werbefinanzierung.
Die Learnings
Wenn ein Projekt so öffentlich stattfindet, können die diskutierten und kritisierten Punkte herausgearbeitet und in Learnings umgewandelt werden.
Zielgruppe
- Erzählt nicht nur, warum ihr das Projekt toll findet, sondern warum die Crowd es toll finden wird. Ihr macht es nicht für euch, sondern für eure Zielgruppe.
- Keine Mitglieder eurer Zielgruppe ausschließen oder Hürden für die Zielgruppe aufstellen (z.B. Zahlung nur mit Kreditkarte).
- Sprich nicht nur deine „Filterbubble“ an. Wenn deine Zielgruppe nicht nur aus Experten bestehen soll, dann richte deine Kommunikationsstrategie auch danach aus. Wenn schon nicht zum Start, dann zumindest danach. Denn falls das Crowdfunding finanziell nur einen bestimmten Zeitraum abdeckt, fallen die „wir wollten uns das nur mal anschauen“-Supporter weg.
- Macht euren Mitgliedern / Supportern deutlich, was sie erwarten können und was ihr Vorteil ist.
Das Projekt (Inhalt und Präsentation)
- Bezüglich des Inhalts überprüfen, ob das Projekt verständlich ist.
- Bei großen Summen, bietet sich Transparenz an: z.B. wofür wird das Geld genau eingesetzt? Wie teilt sich das Verhältnis der Gehälter und der technischen Entwicklung auf.
- Achtet auf professionelles Design und funktionierende Technik. Je höher das Projekt-Volumen und je mehr Supporter es braucht, desto höher auch der Anspruch der Supporter.
- Bietet Widgets, Banner etc für die Supporter an, die das Projekt in ihrem Blogbeitrag einbinden wollen.
Team und Verantwortlichkeiten
- Stellt das Projekt-Team so ausführlich wie möglich vor. Sagt, was jeder einzelne für das Projekt beitragen kann. Evtl. kann auf Projekte oder Arbeiten verlinken werden.
- Bestimmt in dem Projekt Verantwortliche für die verschiedene Aufgaben während der Crowdfunding-Kampagne. Eine wichtige Aufgabe ist die Kommunikation: Wer ist zuständig und wer antwortet auf Fragen. Wie schnell wollt ihr das tun?
- Besprecht, wie jedes einzelne Teammember das Crowdfunding unterstützen kann.
Fragen und Kritik
- Lasst Kritik zu und reagiert darauf zeitnah. Nicht nur auf der eigenen Plattform, sondern auch dort, wo die Kritik auftaucht (Monitoring).
- Kritik ernst nehmen und diese zum Anlass nehmen, das Konzept zu verfeinern.
- Wichtige Fragen (i.S.v. inhaltlich) nicht nur einer Person beantworten, sondern öffentlich zugänglich machen.
Technik
- Vorsicht bei der Benutzung von URLs die vorher für andere Projekte genutzt wurden. Auch beim Namen kann es zu Verwirrung kommen, wenn Artikel zum Suchbegriff auftauchen, die älter sind und ein anderes Konzept beschreiben. Einige verwendete Links erzeugen auf einmal Fehlermeldungen.
Bis zum 13. Juni heißt es erst einmal weiter crowdfunden für die Krautreporter. Dann heißt es hoffentlich: die Crowdfunding Kampagne war erfolgreich!